Barbara Dribbusch

Journalistin & Autorin

Kolumnen
Später

Falten für Iris Berben | TAZ 17.8.2015

Auch Frauen haben das Menschenrecht, alt zu werden. Mit Wangen, die entspannt durchhängen. Und zwar wann immer sie wollen.

Jeder Mensch hat seine ganz persönliche Kotzliste, und mir fiel neulich wieder ein, was bei mir da ganz oben steht. „Iris Berben wird 65“, las ich in einer Tageszeitung – irgendwie hat sich die Heraufsetzung des Rentenalters noch nicht überall herumgesprochen. Dann kam der Satz: „die Frau ohne Alter“. Die Berben, „sie gilt als die eleganteste, erotischste und charmanteste Schauspielerin“, schleimte die Autorin, dazu ein Foto des operierten und gephotoshoppten Gesichts der Berben und irgendwas über ihre „guten Gene“, die ihr helfen würden, „das mit dem Aussehen hinzubekommen“.

„Das mit dem Aussehen hinzubekommen“ heißt natürlich: bloß nicht so auszusehen, wie man denkt, dass 65-jährige, ach was, schon 50-jährige Frauen möglichst nicht aussehen sollten, um nicht die Umwelt zu verschandeln.
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Später

Die Angehörigen, das sind wir | TAZ 20.7.2015

Bine hat Krebs. Und keine Familie. Wir FreundInnen lernen jetzt, wie man damit umgeht. Zuhören und bloß keine Ratschläge geben.

Freundin Bine hat eine Liste doofer Sprüche in ihrem Gedächtnis gespeichert. Bine hat inzwischen ziemlich Probleme mit dem Sprechen, aber sie kann noch flüstern. Wir saßen wie so oft auf unserem Geheimplatz an der Havel auf der kleinen Landzunge und beobachteten rostige polnische Tanker, die gemächlich vorbeizogen.

Doof, zum Beispiel, flüsterte Bine, ist der Spruch: „Krebs! Ist ja furchtbar! Aber ich bewundere dich, wie toll du damit umgehst!“
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Später

Geschmeidig mit dem Gabelstapler | TAZ 16.3.2015

Früher sprachen wir auf Partys über sexuelle Freiheit im Bett, jetzt über Barrierefreiheit im Bad

Als ich kürzlich mit einem Sektglas in der Hand auf der Party zu Theresas 60. Geburtstag über die Höhe von Treppenstufen diskutierte, schwante mir, dass sich gerade etwas Grundsätzliches ändert in unseren Fetengesprächen.

„Also unsere Vorbesitzerin ist ausgezogen, als sie 75 wurde“, sagt Theresa und nippt am Prosecco. „Die Treppen, die schaffe sie einfach nicht mehr mit ihren Knien.“ „Sind ja auch hoch, die Stufen bei euch im Reihenhaus“, stimme ich zu.
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Hirschgulasch für Robinson | TAZ 22.12.2014

Ist man eine Heldin oder ein Loser, wenn man an Heiligabend allein bleiben will?

Die Sache mit der Verlassenheit kommt ja immer aus der Kindheit. Wir hörten am Abend zu Hause im Radio das Gutenachtlied, irgendein Kinderchor. Mein Vater stellte das Radio laut, sodass der Kinderchor durch die Wohnung hallte wie aus einer anderen Welt. Die Kinderstimmen sangen: „Schlaf in guter Ruh. Tu‘ die Äuglein zu, höre wie der Regen fällt“. So weit, so kuschelig. Aber dann kam es: „Hör‘ wie Nachbars Hündchen bellt. Hündchen hat den Mann gebissen, hat des Bettlers Kleid zerrissen, Bettler läuft der Pforte zu: Schlaf in guter Ruh!“ An dieser Stelle kroch die Angst in mir hoch.
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Später

Titan ist unverwüstlich | TAZ 1.9.2014

Wollen Frauen jenseits der 50 nur noch gärtnern? Nein. Wir kaufen auch gerne mal ein paar Suggestionen

Als ich kürzlich mit Britt im Outdoor-Laden stand, fiel sie mir wieder ein, die Tagung zum „Senioren-Marketing“ in einem schicken Hotel in Berlin. Es ging um die brisante Frage: Auf welche Werbung springt der ältere Mensch an? Die Konsumentin in späten Jahren, mitunter durchaus solvent, ist nämlich für die Werber so etwas wie fetter Speck in einer Mausefalle. Man würde gerne rankommen, die Frage ist nur: wie?
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